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Mein Weg, meine Reise

Manchmal frage ich mich, warum ich meinen Blog eigentlich „Lebensreise einer Bäuerin“ genannt habe. Vor allem, warum Lebenreise?

„wo befreundete Wege zusammenführen, sieht die Welt für eine Stunde wie Heimat aus“

(hermann hesse)

 

 Mit diesen Worten habe ich die Predigt für unsere Hochzeit begonnen, die ich für den Pfarrer geschrieben habe.

 

Und ergänzt habe ich diesen Spruch mit den Worten...

 

Manchmal führt uns das Leben zu einem Weg, den wir am Anfang vielleicht nicht verstehen, aber irgendwann sehen, dass es der Richtige ist.

 

Vielleicht ist der Weg auch steil und steinig, vielleicht kann man sich an den Dornen, die den Weg zieren verletzen, aber dann sieht man die herrlichen Rosen und weiß, dass sich der Weg durch die Dornen gelohnt hat.

 

Vielleicht ist man ein Stück des Weges schon zu zweit gegangen, doch Gott hat andere Wege vorgesehen. So wie er die Wege von Menschen an manchen Abzweigungen trennt, führt er die von anderen wieder zusammen“

Ja, meine Lebensreise ist ein Weg, mein Weg.

Mit meiner Geburt habe ich diesen Weg begonnen zu gehen. Schritt für Schritt, mal größer, mal kleiner.

 

Ich kenne das Ende, aber nicht das Ziel, nicht das wann und nicht das wo oder welche Zeit mir dafür bleibt.

 

Ich habe keine Ahnung, ob ich schnell oder langsam gehen soll,

 

wie viele Berge ich überwinden muss, auf wie vielen Gipfel ich oben stehen werde.

 

Auch kenne ich nicht diese tiefen, dunklen Täler die ich vielleicht durchwandern muss.

 

Ich weiß nicht, wie oft ich im Regen gehe oder ob die Sonne scheint.

 

Welchen Stürmen ich standhalte.

 

Nur dieser Augenblick im Hier und Jetzt und die Vergangenheit sind das, was mir vertraut ist.

Über Orte an denen ich schon gewesen bin, kann ich viel erzählen, aber nichts über die, die noch vor mir liegen.

 

Und immer wieder komme ich zu einer Kreuzung, einer Abzweigung. Wohin führt meine Reise, wo geht mein Weg?

 

Manchmal finde ich Wegweiser oder Landkarten, oft muss ich meine eigene Entscheidung treffen.

 

Manchmal ist der Weg breit und einfach, dann wieder steil und steinig. Oft fühlt er sich gefestigt und sicher an, dann wiederum habe ich Angst den Boden unter den Füssen zu verlieren.

 

Manchmal gibt es auf meiner Reise wundervolle Momente die nur mir gehören, andere wiederum möchte ich unbedingt mit jemanden teilen.

 

Manchmal freue ich mich über Menschen, die mich auf meiner Reise begleiten, manche berühren mich tief in meinem Herzen und bleiben für immer, andere wiederum sind bedeutungslos und ich merke gar nicht, wie sich unsere Wege wieder trennen.

 

Manchmal bleibe ich stehen und frage mich, ob es wirklich mein Weg ist, meine Reise? Oder gehe ich dort, wo alle hin gehen? Oder folge ich einen Weg, den eigentlich andere von mir erwarten und nicht der ist, den ich eigentlich gehen will?

 

Manchmal stehe ich an einer Weggabelung und muss Abschied nehmen. Von Träumen, von schönen Momenten, von Zielen, die ich erreichen wollte. Aber auch von Wegbegleitern. Verbunden mit Wehmut und Schmerz, aber in der Hoffnung auf ein Wiedersehen trennen sich unsere Wege.

 

Manchmal endet mein Weg in einer Sackgasse, dann bleibt mir nichts anderes als umzudrehen und mich neu zu orientieren.

 

 

Manchmal gehe ich lieber allein, auch wenn ich einen schwierigen Abschnitt schaffen muss. Dann aber wieder gibt es Aufstiege, wo ich dankbar bin, dass mich jemand begleitet und mir die Hand reicht um weiterzukommen.

 

Manchmal fühle ich mich schwach und müde und voller Zweifel. Oft hindert mich Angst weiterzugehen. Ich möchte umdrehen, davonlaufen, aufgeben. Doch dann gibt mir Mut eine neue Chance.

 

Manchmal stolpere ich und stürze. Einmal verletze ich mich mehr, einmal weniger. Manche Wunden heilen schnell, andere nie, andere lassen tiefe Narben zurück .

 

Vielleicht führt meine Reise an einen Ort, wo noch niemand vorher war. Neue Wege entstehen erst durch Schritte die man geht.

 Eines ist sicher, jeder Weg geht sich leichter, jede Reise ist unbeschwerter, wenn wir nicht soviel Gepäck mitnehmen. Wie oft schleppen wir Berge von Koffern und Taschen mit, nur um festzustellen, das wir so vieles umsonst mitgenommen haben.

 

Wir packen viel zu viel ein. Viel mehr, als wir eigentlich tragen können. Auch im Leben.

 

Gerade gestern ist mir das wieder einmal so richtig bewusst geworden. Wir hatten uns als Familie eine Auszeit genommen und waren in den Bergen unterwegs. Ich hatte den Rucksack gepackt und für alle Eventualitäten etwas dabei. Von der Regenjacke über Wechselkleidung, Getränke, Snacks, Sonnenbrille, Sonnencreme, Verbandsmaterial – einfach alles, um für jeden Fall gerüstet zu sein. Der Rucksack fühlte sich anfangs auch gar nicht so schwer an. Aber je weiter wir gingen und umso steiler es wurde, um so mehr wurde dieser Rucksack zum Problem. Irgendwann kam mir der Gedanke, warum ich eigentlich so viel mitgenommen habe?

 

War wirklich alles notwendig?

 

Es geht nicht darum, wie schwer dieser Rucksack ist.

 

Auch wenn er sich leicht anfühlt, mit jedem Schritt wird er schwerer und schwerer und je länger wir ihn tragen, umso größer wird die Last.

 

Und wenn wir dann noch mehr dazu packen anstatt auszumisten, geht es irgendwann nicht mehr und können das Gewicht nicht mehr tragen.

 

So ist es auch im Leben. Deshalb sollten stehenbleiben, innehalten und uns die Frage stellen, ob wir wirklich alles brauchen, was wir so mit uns herumtragen? Wie viele Sorgen, Zweifel, Beleidigungen, Verletzungen oder Niederlagen sind noch in uns? Wieviel steine haben wir uns aufgeladen?

 

Viele Menschen, die ich auf meiner Wanderung getroffen habe, kämpfen mit ihrem schweren Bündel auf den Schultern. Man sieht ihnen an, wie sehr sie leiden, jeder Schritt fällt schwer. Sie haben keine Kraft mehr, sind verzweifelt.

 

Sie beugen sich so sehr unter dieser Last, dass sie den Weg und die Schönheiten rundherum gar nicht mehr sehen, nicht mehr wahrnehmen. Keine Blume, keinen Schmetterling, keinen Sonnenaufgang. Alles dreht sich nur noch um das was sie sich aufgeladen haben.

 

Oft haben sie nicht nur ihre, sondern auch noch die Steine anderer eingepackt, sind beladen wie ein Packesel. Aber sie erkennen es nicht.

 

Es sind die vielen Kleinigkeiten, die letzten Endes den Rucksack so schwer machen. Viele kleine Kieselsteine haben das gleiche Gewicht wie ein großer Stein.

 

Es wäre viel leichter Belastendes loszulassen und stattdessen mehr Gelassenheit und Vertrauen mitzunehmen.

 

Dinge die passiert sind, sind passiert. Sie brauchen nicht bewertet, nicht beurteilt sondern einfach nur angenommen werden.

Jeder einzelne Schritt, jede Erfahrung, jeder Stein, den wir gefunden und eingepackt haben, macht uns zu dem was wir sind.

 

Schau dich um, was trägst du? Wie schwer ist dein Rucksack? Ist es für dich auch an der Zeit endlich auszumisten und Platz für Neues zu schaffen?

 

Ich habe vieles herausgenommen aus meinem Rucksack, ganz wundervolle Menschen haben mir dabei geholfen -und es geht sich jetzt viel, viel leichter!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Leitner (Freitag, 01 September 2023 12:50)

    Auch ich habe lernen müssen , meinen " Rucksack "nach und nach zu entleeren !!