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Scheitern - gibt es das?

Ja, scheitern...das ist so eine Sache.

Aber was bedeutet das überhaupt?

Wissenschaftlich gesehen ist es ein schwaches Verb für ein angestrebtes Ziel nicht zu erreichen, keinen Erfolg zu haben oder anders gesagt ein Misslingen, Missglücken, Fehlschlagen .

 

 

Wenn mich wer fragt, wo ich wirklich gescheitert bin, dann bei einem Versuch, einen selbst zusammengebauten Rasenmähertraktor abzustellen.

Der, der ihn gebaut hat, hat mit großer Leidenschaft aus vielen alten verrosteten Teilen etwas Neues, Einzigartiges geschaffen. Je älter, je kaputter, je seltsamer desto interessanter wurde es für ihn.

 

Und ich hatte die große Ehre,  mit diesem selbstgebastelten Gefährt die erste Probefahrt machen zu dürfen. Nach einer kurzen Einschulung brauste ich los um den Rasen zu mähen.

Als ich fertig war, wollte ich dieses kostbare Unikat abstellen, dafür gab es einen speziellen Knopf.

Doch als ich diesen drückte, startete ein Feuerwerk - überall schossen Flammen und Funken aus dem Motorraum und dieses Ungetüm lief zu meinem Entsetzen weiter, nur noch lauter und brummender als zuvor.

 

Schockiert und verängstigt probierte ich es ein zweites Mal - doch wieder das selbe Spektakel – also bin ich in Panik von diesem Ding abgesprungen und davongelaufen bevor es meiner Meinung nach explodieren konnte. Ich habe es so quasi seinem Schicksal überlassen.

 

Ja, das war für mich definitiv ein Scheitern.

 

 Oder Tortenbacken – das ist auch so ein wunder Punkt.

So gerne ich mittlerweile koche und backe, wollen Torten trotz allem einfach nicht gelingen. Auch mit noch soviel Mühe werden es undefinierbare Gebilde, bei denen ich immer in Erklärungsnot gerate, weil man nicht einmal erahnen kann, was es überhaupt sein soll. Das würde ich auch als Scheitern bezeichnen, im Gegensatz zu meinem Mann oder meinen Sohn, die machen mit viel Liebe die schönsten Torten. . Aber ich muss nicht alles können.

Viele haben uns für unseren „Mut“ bewundert, als wir unseren Hofladen geschlossen haben. Manche waren der Meinung, wir sind gescheitert.

Ich selbst habe mich eigentlich nur entschlossen gefühlt, an mutig hab ich gar nicht gedacht und an scheitern erst recht nicht.

Dieser Hofladen war ein Traum, ein Herzensprojekt, ja – aber manchmal werden Träume zum Alptraum . Ob man will oder nicht.

Man versucht zwar die Augen öffnen was aber gleichzeitig unmöglich erscheint, weil man dann der Realität ins Auge blickt.

 

Man hält fest an etwas dass man schon längst hätte loslassen sollen, warum eigentlich?

 

Um den Schein zu wahren?

 

Damit man nicht zum Gespräch wird?

 

Nur damit es sich irgendwie doch „richtig“ anfühlt?

 

Aus Angst davor, GESCHEITERT zu sein?

 

Scheitern tut man vielleicht an seiner eigenen Sturheit, an dem nicht aushalten können, nicht hinschauen wollen, sich nicht aufrichten wollen....

aber nicht am Leben.

Es sind lediglich Erfahrungen, die man machen muss, um weiterzukommen vorallem um bei sich selbst anzukommen. 

Es geht hier nicht um richtig oder falsch - nein, man muss es nicht definieren.

Sondern um einen Teil in unserem Leben der uns formt und durch dem wir uns weiter entwickeln können. Einen Teil, der uns zu dem macht, was wir sind.

 

 In alten, starren Denkmustern gefangen zu sein, ist für mich wie ein Kreis aus dem man nicht mehr heraus kann.

 

Auch ein Boot dreht sich im Kreis wen man nur mit einem Ruder rudert. Man sucht zwar für das nicht Vorwärtskommen eine Erklärung, fragt sich warum man diesen Kreis nicht durchbrechen kann, gleichzeitig will man es nicht wahrhaben, dass dies ohne dem 2. Ruder nicht möglich ist.

 

Sich im Kreis drehen“ oder „im Kreis denken“ sind ja auch so Redewendungen.

Man glaubt alles zu kennen und zu wissen, aber trotzdem, man kommt einfach nicht weiter.

 

Ganz im Gegenteil, man sucht und sucht und möchte trotzdem möglichst viel erreichen.

 

Aber aus dieser Suche und dem nicht hinschauen wollen wird Versuchung und schließlich wird daraus Sucht, man kommt nicht mehr heraus und dreht sich so lange, bis das Boot Schaden erleidet. Und was hat man dann davon?

Dieses Boot ist unsere Seele. Wir gehen im wahrsten Sinne des Wortes unter, wir verzweifeln.

Wenn wir jedoch beide Ruder in die Hand nehmen und so die Richtung ändern, wird aus diesem „Kreis“ des Lebens eine „Spirale“, es ist ein Weiterkommen in die nächste Ebene,, die nächste Windung.  Also ein Erheben und kein Untergehen.

Dieses zweite Ruder steht für ein "Annehmen", ein "Akzeptieren" und nicht für ein urteilen.

 

Die Spirale kommt noch dazu in der Natur sehr oft vor und wird symbolisch gesehen oft als Schneckenhaus dargestellt.

Sogar anatomisch hat diese Schnecke eine unglaubliche Bedeutung, denn ohne sie würden wir nicht hören und unser Gleichgewichtssinn könnte nicht richtig funktionieren. Wir würden im wahrsten Sinne des Wortes umfallen, hinfallen, nicht mehr aufrecht gehen können.

 

Ja, wir können auf unserem Lebensweg über Steine stolpern und stürzen, aber nicht Scheitern.

 

Und Ja, ich bin schon oft gestürzt.

 

Ihr könnt entscheiden - liegenbleiben und zweifeln, sich weiter im Kreis herumdrehen,

oder doch Aufstehen, beide Ruder in die Hand nehmen und weiterfahren - volle Kraft voraus - was immer auch kommt!

Ich bin fürs aufstehen, eindeutig!

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Kommentare: 1
  • #1

    Andrea Hammerer (Mittwoch, 06 Juli 2022 18:30)

    Deine Gedanken und Texte sind Moos auf den Steinen deiner Leser! Danke